Kuršių nerijos asmenvardžiai kaip gyventojų etninės sudėties liudininkai

Dalia Kiseliūnaitė

Anotacija


PERSONENNAMEN DER KURISCHEN NEHRUNG ALS ZEUGEN DER ETHNISCHEN ZUSAMMENSETZUNG DER BEVÖLKERUNG

Zusammenfassung

Im vorliegenden Artikel wird die ethnische Zusammensetzung der Kurischen Nehrung (im Fol­genden: KN) anhand von registriertien Personennamen der Ortseinwohner untersucht. Die eingebürgerte Meinung, dass die Mehrheit der Einwohner der KN vom 15. bis zum 20. Jh. aus kurländischen Ein­siedlern und ihren Nachfolgern bestand, während Litauer und Deutsche einen wesentlich kleineren Bestandteil bildeten, wird meist mit der Tatsache der damals herrschenden Familiensprache (des ku­rischen Dialekts) begründet.

Diese Position muss hinsichtlich der Einwohnerzusammensetzung nach den Personennamen korri­giert werden. Der nehrungskurische Dialekt wird für den eigenen von Menschen gehalten, die nicht nur für Kurland typische Personennamen wie Kakies, Pinkies, Sprogies, sondern auch deutsche Wiesel, Foege, Radmacher und litauische Naujoks, Kubilius, Karalius, Jakeit u. a. haben. Unter den Perso­nennamen findet man sowohl verslawischte Formen als auch mögliche Prußizismen. Kurland eigene Personennamen (kurische und lettische) des vorhandenen Materials bilden keine Mehrheit sogar im Hintergrund des baltischen Materials, gar nicht zu sprechen davon, dass die letzteren nur etwas mehr als einen Drittel aller Personennamen der KN ausmachen. Der kurische Subdialekt war im erwähnten Zeit­raum grundsätzlich zu einem Soziolekt geworden, den beinahe alle Fischerfamilien gesprochen haben, abgesehen von ihrer ethnischen Herkunft.

713 Familiennamen der KN aus der Vorkriegszeit sind etymologisch analysiert worden. 282 Fami­liennamen werden wegen ihrer Herkunft und Bildung für baltisch gehalten. Bei 413 Familiennamen ist man der Meinung, dass sie ihre Herkunft anderen Sprachen (Deutsch, Slawisch und manchen anderen) bzw. christlichen Vornamen verdanken und keine Merkmale der baltischen Familiennamenbildung auf­weisen. Die Herkunft der restlichen Familiennamen konnte nicht festgestellt werden. 43 Familiennamen haben möglicherweise einige Etymologien von verschiedenen Sprachen.

Bildungsgemäß sind ausschließlich Familiennamen der baltischen Bildung analysiert worden (220). Die Suffixbildung ist die umfangreichste Art: 133 Familiennamen haben 25 baltische Personennamen­suffixe. Am produktivsten ist das patronymische Suffix -ait- (54): 15 ihrer Ableitungen sind baltischer Herkunft, 20 germanischer Herkunft, 18 stammen von Personennamen, und die Herkunft von einer Ab­leitung ist unklar. Man kann dieses Suffix für das typischste Merkmal nicht nur bei der Bildung der Patronyme von regionalen Personennamen halten, sondern auch bei der Bildung von Familiennamen fremder Herkunft und in vielen Fällen bei der Integration von Menschen verschiedener Herkunft in der baltischen Region. Andere bildende Suffixe sind -ĭn-/-īn-, -ulis, -eikis, -ulait, -ut-, -ik-, -ĭm-/-īm-. In KN findet man Suffixe, die nicht nur einzelnen baltischen Sprachen, sondern auch der größeren westbalti­schen Region eigen sind (-ain-, -al-, -eik-, -ĭm-/-īm-, -ĭt-/-īt-, -uk-, -ut). Das Material der lettischen und prußischen Sprachen bestätigen ihre Verbreitung. Als lettisch gelten die Suffixe -ān-, -eņš-, als litauisch -išk-, -ulait-, -užait- und -už-. Man hat 110 nichtabgeleitete Familiennamen gefunden. 3 Familiennamen sind von zusammengesetzten baltischen Vornamen erhalten geblieben. Andere sind in den baltischen Sprachen registrierte Appellativa, die Familiennamen geworden sind. Nichtabgeleitete Familiennamen haben die meisten Entsprechungen im Namenverzeichnis anderer litauischen Regionen. Ca. 40 Perso­nennamen gelten hier als Endungsableitungen, z. B., Szmukszta, Kiaups, Skirbe, Schakkis u. a. Zusam­mengesetzte Familiennamen bilden keine große Klasse (15), darunter gibt es sowohl litauische als auch lettische, z. B., Jaudzims, außerdem weisen manche auch kurische Merkmale auf, z. B., Melwingis.

Frauenfamiliennamen fallen in offiziellen Quellen meist mit den der Männern zusammen. 22 Fa­miliennamen haben sekundäre Suffixe (von Mädchen und Frauen). Mit dem Suffix -ien- sind 14 in offizielle Quellen eingetragen. Von den der Region typischen Familiennamensuffixe von unverheirate­ten Mädchen sind -aite (-ate) und -ike (8) offiziell registriert worden.

Die Familiennamen von Einwohnern der KN widerspiegeln auch manche fonetischen Merkmale der Region und liefern Stoff für Untersuchungen von verschwundenen Sprachen. Zu erwähnen sind:

14. Erhalten von Diphtongen mit n: Pinkis, Melwingis, Korint, Mentz u. a.

15. In den ältesten Quellen gibt es viele Familiennamen mit der Endung, die in vielen Fällen nicht nur dem baltischen -ē, sondern auch entspricht; jedoch kann das auch eine verallgemeiner­te Schriftform der früheren Quellen sein.

16. Die Ausdehnung der kurzen Vokalen i und u: Dulles (neben Dullis), Pinkes (neben Pinkis), Kakes (neben Kakis), Kroßda, Skroßda (lett. krusda, lit. skruzdė), Laucenink, Sckarott u. a. Diese Merkmale findet man nur in früheren Quellen, später wurden dieselben Familiennamen normiert.

17. Die baltischen ā und o wechseln in der geschriebenen Form derselben Familiennamen. Das widerspiegelt wahrscheinlich nicht nur die lettische Aussprache, sondern auch die Ausspra­che der Litauer in der Haffküstenregion, ā statt o: Naujaks und Naujoks, Klaws und Klows, Kawe.

18. Dem litauischen und lettischen sich nicht in der Endung befindenden kurzen a entspricht manchmal das e: Redweik (lit. Radveikis), Wabbel (lit. Vabalas), Wanneck (lit. Vanagas, lett. Vanags).

19. Der baltische Diphtong ei wird e (ē) geschrieben; das kann nicht nur o < uo des Westschemaitischen, sondern es können auch Fälle der kurischen Verwandlung ei zu ē (reiz / rėz) sein: Dewis (< deiv- oder diev-, vgl. Deivelaitis), Rezgis (< rezg- oder reizg-, vgl. Reizgys), Streģis (< strēg- oder streig-, vgl. Streigys).

20. Palatalisierte Konsonanten g und k werden von den Kursenieki in vielen Fällen als ģ und ķ ausgesprochen: Pinkis, Spruogis, Zuiķis, Kakis, Gibbe, Kikala. Solche Familiennamen wer­den im Lettischen etymologisiert und haben Entsprechungen in den westlichen Dialekten des Lettischen. Das läßt vermuten, dass k’ und g’ im Kurischen bis c und dz nicht immer palatalisiert wurden.

Größere Bildungsverschiedenheiten und bedeutendere regionale fonetische Unterschiede gibt es in den ältesten Quellen. In den späteren Quellen vermindert sich die Zahl der Suffixe, Endungsbildung verschwindet fast. Das kann nicht ausschließlich mit Verminderung der Einwohnerzahl erklärt wer­den. Das ist vermutlich durch innere sprachliche Prozesse und Richtungen der Einwohnermigration bedingt (die Aussiedlung aus Kurland endet und die Zahl der Einwohner der litauischen und deutschen Herkunft wächst).


DOI: 10.15388/baltistica.0.6.764

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