Jono Bretkūno postilės perikopių autorystė: Mt 3, 13-17
Anotacija
DIE FRAGE NACH DEM ÜBERSETZER DER PERIKOPEN IN DER POSTILLE VON JONAS BRETKŪNAS: QUELLEN DER PERIKOPE Mt 3,13-17
Zusammenfassung
In diesem Artikel wird der Frage nach dem Übersetzer der Perikopen in der Postille von Jonas Bretkūnas nachgegangen und ein Versuch gemacht, festzustellen, was die Hauptquelle der Perikope Mt 3,13-17 gewesen sein könnte. Eine vergleichende Textanalyse ermöglicht folgende Schußfolgerungen:
1. Die Postille von Jonas Bretkūnas (BP) beinhaltet insgesamt 67 evangelische und 2 epistolische Perikopen. Davon stimmen die 65 evangelischen und 2 epistolischen Perikopen mit denen von „Euangelias bei Epistolas“ von Baltramiejus Vilentas (EE) überein, doch bei Vilentas fehlen zwei Perikopen. Die eine davon („Kosanis“) wurde dem „Enchiridion“ von Vilentas entnommen, die andere (Mt 3,13-17) von Bretkūnas selbst hinzugefügt. Die anderen Perikopen von BP und EE weisen auch nicht wenige Unterschiede auf, einige variieren nur in der Zahl der Verse oder bestimmter Sätze darin. Daraus folgt, daß nicht alle Perikopen nur mit EE oder dem Namen von Vilentas in Zusammenhang zu bringen sind.
2. Die zusätzlich von Bretkūnas in die Postille aufgenommene Mt 3,13-17 ist zum Verlesen am ersten Sonntag des Jahres gedacht. Aus wenigstens 3 Gründen kann diese Perikope in die Postille aufgenommen worden sein: 1) Als Vorlage diente Bretkūnas eine Postille, in der Mt 3,13-17 abgedruckt wurde; 2) Sie wurde ins Register aufgenommen, als im Herzogtum Preußen die Perikopenreihe geändert wurde; 3) Sie wurde vom Autor eigenhändig hinzugefügt.
3. Die Perikope Mt 3,13-17 der Postille, gleich dem ganzen Evangelium nach Matthäus in der Übersetzung des Neuen Testaments von Bretkūnas (BNT), ist nach der Ausgabe der lutherischen Bibel (LB) von 1546 oder späteren Ausgaben übersetzt worden. Davon zeugen die Stellen der Perikope von BP, die mit den entsprechenden Stellen im BNT und LB übereinstimmen, sich jedoch von der Vulgata und dem griechischen Neuen Testament unterscheiden: das sind der Anfang von Mt 3,13, die Mitte und der Abschluß von Mt 3,16, Mt 3,17 (dazu Kap. 3). An manchen Stellen ist dieser Auszug sogar näher der deutschen Quelle als derselbe Auszug des BNT: davon zeugt der Abschluß von Mt 3,13, Mt 3,14 und der Anfang von Mt 3,15. Ab und zu stützte man sich doch auf die Vulgata oder das griechische Neue Testament, denn es wurden Ausschnitte gefunden, wo BP nicht mit BNT und LB übereinstimmt, jedoch der lateinischen oder griechischen Vorlage entspricht, z. B. an zwei Stellen von Mt 3,16. Manches (Mt 3,14 und Mt 3,17) ist im BP präziser übersetzt worden im Vergleich zum BNT, es ist aber schwer zu bestimmen, welche Quelle als Vorlage gedient hatte, denn sie alle stimmen hier überein (dazu Kap. 4.1).
4. Der durchgeführte Vergleich der Texte zeigt, daß Mt 3,13-17 im BP an manchen Stellen ziemlich deutlich vom Evangelium nach Matthäus abweicht und den „Euangelias bei Epistolas“ von Vilentas näher als der Postille steht. Als Begründung lassen sich die Orthographie und Phonetik von Vilentas anführen: a) Das Schreiben von cʒeſu im Instrumentalis Singularis ohne ein Palatalisierungszeichen (im BNT wird Mt nur mit dem Palatalisierungszeichen geschrieben, im BP finden sich diese Wortformen mit dem Palatalisierungszeichen fast zehnmal häufiger als ohne dieses Zeichen; Tabelle 2); b) Das Schreiben des Reflexiven -si- zwischen den Präfixen nu-, pri- und dem Wortstamm mit einem ſ;.Tabelle 3); c) ateia als die Präteritus-Form der 3. Person vom Verb ateiti (im Evangelium nach Matthäus taucht sie im BNT gar nicht auf; Tabelle 4; d) biloia als die Präteritus-Form der 3. Person (in der Mt vom BNT ist neben biloia auch biloio ziemlich häufig; Tabelle 5). Die Eigentümlichkeiten in der Morphologie, die in dieser Perikope als für Vilentas typisch zu bezeichnen sind, sind folgende: a) die Form des Dat. PI. mums (in Mt vom BNT wurde sie nirgends bemerkt, und im BP wird sie ums 10,4fache seltener gebraucht als mumus; Tabelle 6) und b) die Form des Vokalstamms vom Gen. Sg. wandens (im ganzen BNT und in der Postille ist sie äußerst selten).
5. Die zahlreichen Unterschiede zwischen BP und BNT im Text, Orthographie, Phonetik und Morphologie (fast 50 lassen sich ausmachen) lassen die Schlußfolgerung zu, daß Bretkūnas bei der Zusammenstellung der Postille diesen Auszug möglicherweise von neuem übersetzt und nicht aus dem BNT übernommen hatte.
6. Es ist anzunehmen, daß sich Bretkūnas bei der Korrektur von Mt 3,13-17 im BNT an wenigstens zwei Stellen (Mt 3,13 und Mt 3,17) auch von der Postille leiten ließ.
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